Kategorie: Analyse

Hintergründe zur Naziwanderung im Berner Oberland

Am Wochenende vom 19./20. Juli 2025 wanderte eine Gruppe von rund 25 Männern aus den USA, der Schweiz und verschiedenen europäischen Ländern durch das Wildhornmassiv im Berner Oberland – vollständig gekleidet in historische Wehrmachtsuniformen, inklusive Hakenkreuzen und anderer NS-Symbolik.

Hinter der Aktion steckt das sogenannte „Project Edelweiss“, das seit Jahren historische Gebirgsausbildung nachstellt. Laut eigenen Angaben sollen damit „die alpinen Herausforderungen der damaligen Zeit“ nachempfunden werden. Sie verweist auf zehn bisher durchgeführte Ausgaben mit über 100 Teilnehmenden aus mehr als 18 Nationen, darunter Deutschland, die Schweiz, die USA, Großbritannien, Italien und Frankreich.

Doch die detailgetreue Inszenierung von Hitlers Elitetruppen im öffentlichen Raum wirft Fragen auf. Wer 1939 Gebirgsjäger war, diente nicht einfach einer alpinen Spezialeinheit, sondern war Teil einer Armee, die zentraler Bestandteil des nationalsozialistischen Machtapparats und an zahlreichen Massenmorden beteiligt war. Die Gebirgsjägerverbände waren dabei keine Randerscheinung, sondern in vielfacher Hinsicht Teil der brutalen militärischen Elite.

Insbesondere die 1. Gebirgs-Division, welche oft als „Hitlers Elitesoldaten“ oder „Edelweiss-Division“ bezeichnet wurde, galt als hochmotivierter und besonders kampferprobter Truppenteil. Ihre Angehörigen wurden gezielt für schwierige Kriegseinsätze im Gebirge ausgebildet. Unter anderem an der Heereshochgebirgsschule, einer militärischen Spezialschule, deren Fokus nicht auf Alpinismus, sondern auf Gefechtstaktik und Geländeüber-legenheit lag. Jene Schule auf welche sich auch das “Project Edelweiss” in ihrem Logo bezieht.

Das „Project Edelweiss“ betont apolitisch zu sein, doch ein Blick in die eigene Packliste zeigt das Gegenteil: Verpflichtend für alle Teilnehmenden ist die vollständige Uniform der Gebirgstruppen der Wehrmacht im Sommer 1939. Diese beinhalten unter anderem den Wehrmachtsadler mit Hakenkreuz auf der Brust, auf der Bergmütze und auf dem Gürtel. Ziel der Liste ist also nicht ein alpines Outfit, sondern eine möglichst detailgetreue Reproduktion der nationalsozialistischen Truppen-ästhetik.

Besonders verstörend ist, dass das „Project Edelweiss“ selbst NS-Orden als Auszeichnung für die regelmässige Teilnahme vergibt.
2 x Teilnahme Anschlussmedaille: Die Medaille wurde am 1. Mai 1938 von Adolf Hitler gestiftet, um Personen zu ehren, die einen besonderen Anteil bei der zwangsweisen Eingliederung Österreichs in das Reich hatten.
6 x Teilnahme Sudetenland-Medaille: Sie galt als Ehrung für Verdienste bei der Eingliederung des Sudetengebiet.

Wer lediglich historisches Bergsteigen darstellen möchte, könnte andere Zeitfenster oder zivile Expeditions­ausrüstung wählen. Stattdessen nimmt das Projekt explizit die Monate nach April 1939 als Referenz. Wer aber Wert darauf legt, nach alpinem Vorbild zu klettern, benötigt keine Abzeichen und schon gar nicht zentrale Symbole des Nationalsozialismus. Die detailgetreue Reproduktion bis hin zum Haarschnitt zeigt, dass es um militärische Authentizität, nicht um reine Bergsport­geschichte geht.

Nach der medialen Aufmerksamkeit löschten die Organisatoren Inhalte von der Website. Beispielsweise ein 20-seitiges PDF mit detaillierten Uniformvorgaben, inklusive Hakenkreuz-Adler auf Mütze, Gürtel und Brust, sowie Bildmaterial mit sichtbarer NS-Symbolik. Diese Inhalte waren über Jahre öffentlich zugänglich und wurden offenbar erst entfernt, als sie auf Kritik stießen. Die plötzliche Löschung dieser Inhalte wirkt nicht wie eine Aufarbeitung, sondern wie ein Versuch, kritische Belege verschwinden zu lassen.

Das Projekt betont „unpolitisch zu sein”, liefert aber weder Geschichts-aufarbeitung noch Gedenkmomente für Opfer des Nationalsozialismus. Wenn überregionale organisierte Gruppen in NS-Uniformen durch die Alpen marschieren, braucht es öffentliche Aufmerksamkeit, Protest und kritische Medienberichterstattung. Solche Inszenierungen sind nie harmlos, sondern schaffen Räume, in denen nationalsozialistische Ästhetik romantisiert und normalisiert wird.

Die Berge nazifrei!

Aufruf Identitären Demo Wien

Aufruf zur Beteiligung sich dem Aufmarsch der neofaschistischen Identitären in Wien am 26. Juli entgegensetzen!

Am 26.7 ruft die identitäre Bewegung in Wien zu einer «Remigrationsdemonstration» auf.

Auch die Junge Tat, welche mittlerweile in der rechtsextremen Szene Europas gut vernetzt ist, ruft dazu auf, nach Wien zu gehen. Der zunehmende gesellschaftliche Rechtsrutsch führt dazu, dass offenkundig rechtsextreme Gruppen wie die Junge Tat wieder salonfähig werden. Es werden Bürgerwehren gegründen wie in Polen, welche die Grenzen nach ihrem Ermessen „kontrollieren“.

In den USA führt ICE die rasisstische Migrationspolitik von Trump aus. Auch in Italien, Frankreich, Bulgarien, Ungarn und vielen anderen Ländern nimmt nationalistisches, rasisstisches, antisemtisches, sexistisches sowie trans- und homofeindliches Gedankengut zu. Antifaschist*innen welche sich diesem in den Weg stellen erfahren starke Repression, wie beispielsweise im Antifa-Ost Verfahren oder im Budapestkomplex. Diese Entwicklungen betreffen uns alle und wir müssen zusammenhalten: Während die Regierungen zunehmend uns Antifaschist*innen mit Anklagen, Verfahren und langen Haftstrafen verfolgen, vernetzt sich in Ruhe die faschistische Szene Europas und bekommt Plattformen in der Öffentlichkeit. Umso wichtiger ist es in diesen Zeiten, dass wir uns unabhängig von Ländergrenzen vernetzen, uns unterstützen und dem Faschismus gemeinsam entgegensetzen! Überlassen wir unsere Strassen nicht den Faschisten.

Darum: Am 26.7. alle nach Wien, gemeinsam Platz nehmen und den Naziaufmarsch stoppen!

Selbstverständnis Aktionsgruppe Antifa Bern

Faschos in der Stadt, faschistische Symbole auf den Strassen oder Propaganda auf Social Media. In den letzten Monaten konnten wir in Bern und Umgebung einen Anstieg offen faschistischer Aktivitäten beobachten. Bern ist keine Aussnahme, denn ähnliches sehen wir in verschiedenen Ländern. Weltweit gibt es ein Erstarken faschistischer Kräfte, das nun immer mehr spürbar wird. Den Boden dafür bilden die kapitalistische Krise und der gesellschaftliche Rechtsrutsch in den letzten Jahren. Klassische Neonazis treten wieder offener auf und es bilden siche neue Generationen heraus. So treffen sich in Budapest am sogenannten „Tag der Ehre“ im Februar jährlich tausende Neonazis aus ganz Europa, um sich zu vernetzen und der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS zu gedenken. Auch in weiteren europäischen Städten wie in Sofia, Dresden oder Paris finden jährliche Aufmärsche statt. Queere Veranstaltungen wie der CSD (Christopher Street Day) oder auch linke Hausprojekte sind immer wieder Ziel faschistischer Angriffe. Auch Synagogen, Asylcamps, Moscheen oder Menschen, welche nicht in das weiss-westlich-christlich-patriarchale Weltbild der Neonazis passen, werden vermehrt zu Angriffszielen.

Die vermeintlich „Neue Rechte“, welche in den letzten Jahren klassische Neonazis abgelöst hat, bleibt im Kern eine faschistische Ideologie. So versucht die Junge Tat möglichst jede Öffentlichkeit mitzunehmen und sich als „nette Patrioten“ zu inszenieren. Doch hinter ihren Codes und Netzwerken verbergen sich weiterhin waschechte Neonazis mit antisemitisischen, ableistischen, rassistischen und queerfeindlichen Weltbildern. Dabei sehen sich „Neue Rechte“ als rechte Opposition zu den rechtspopulistischen Parteien und wollen einen weiteren Rechtsrutsch vorantreiben. Währenddessen sind Parteien wie beispielsweise die SVP, AfD, Rassemblement National, Fratelli d’Italia oder FPÖ in den Parlamenten schon lange tonangebend und treiben den Autoritarismus der Demokratien weiter voran. 

Jene, die Widerstand leisten wollen, haben es schwer. Viele antifaschistische Strukturen haben sich vor 10 bis 20 Jahren aufgelöst. Strukturen, die noch oder neu aktiv sind werden vom Staat kriminalisiert, überwacht und verfolgt. Aktuelle Beispiele sind das Antifa-Ost-Verfahren und der sogenannte Budapest-Komplex, bei dem der deutsche Staat alles daran setzt, junge Antifaschist*innen aus verschiedenen Ländern für eine lange Zeit hinter Gitter zu bringen. In Frankreich wurden in den letzten Jahren antifaschistische Gruppen staatlich verboten und Antifaschist*innen unter Hausarrest gestellt.
Um all dem etwas entgegenzusetzen und Perspektiven für eine emanzipatorische Zukunft zu schaffen, sind antifaschistische Organisierungen und Zusammenschlüsse gerade jetzt wichtig.

Wir, die Aktionsgruppe Antifa Bern, haben uns als Teil der anarchistischen Gruppe Bern gegründet. Wir wollen nicht zuschauen, wie Neonazis den gesellschaftlichen Rechtsrutsch weiter vorantreiben. Uns ist bewusst, dass alleine Antifaschismus nicht ausreicht, um die gesellschaftlichen Verhältnise zu ändern. Jedoch wollen wir nicht zurück in die 90er Jahre, wo in Bern Asylcamps brannten, Anschläge auf linke Orte verübt wurden und auf offener Strasse Angriffe auf Menschen stattfanden. Wir kämpfen aus einer anarchistischen Überzeugung und sehen den Staat nicht als Verbündeten.
Im Kampf gegen Staat und Faschismus wollen wir uns vernetzen, unsere Kräfte bündeln und dort wo es nötig ist entschlossen gegen faschistische Umtriebe vorgehen.