Tag: 25. Mai 2025

Selbstverständnis Aktionsgruppe Antifa Bern

Faschos in der Stadt, faschistische Symbole auf den Strassen oder Propaganda auf Social Media. In den letzten Monaten konnten wir in Bern und Umgebung einen Anstieg offen faschistischer Aktivitäten beobachten. Bern ist keine Aussnahme, denn ähnliches sehen wir in verschiedenen Ländern. Weltweit gibt es ein Erstarken faschistischer Kräfte, das nun immer mehr spürbar wird. Den Boden dafür bilden die kapitalistische Krise und der gesellschaftliche Rechtsrutsch in den letzten Jahren. Klassische Neonazis treten wieder offener auf und es bilden siche neue Generationen heraus. So treffen sich in Budapest am sogenannten „Tag der Ehre“ im Februar jährlich tausende Neonazis aus ganz Europa, um sich zu vernetzen und der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS zu gedenken. Auch in weiteren europäischen Städten wie in Sofia, Dresden oder Paris finden jährliche Aufmärsche statt. Queere Veranstaltungen wie der CSD (Christopher Street Day) oder auch linke Hausprojekte sind immer wieder Ziel faschistischer Angriffe. Auch Synagogen, Asylcamps, Moscheen oder Menschen, welche nicht in das weiss-westlich-christlich-patriarchale Weltbild der Neonazis passen, werden vermehrt zu Angriffszielen.

Die vermeintlich „Neue Rechte“, welche in den letzten Jahren klassische Neonazis abgelöst hat, bleibt im Kern eine faschistische Ideologie. So versucht die Junge Tat möglichst jede Öffentlichkeit mitzunehmen und sich als „nette Patrioten“ zu inszenieren. Doch hinter ihren Codes und Netzwerken verbergen sich weiterhin waschechte Neonazis mit antisemitisischen, ableistischen, rassistischen und queerfeindlichen Weltbildern. Dabei sehen sich „Neue Rechte“ als rechte Opposition zu den rechtspopulistischen Parteien und wollen einen weiteren Rechtsrutsch vorantreiben. Währenddessen sind Parteien wie beispielsweise die SVP, AfD, Rassemblement National, Fratelli d’Italia oder FPÖ in den Parlamenten schon lange tonangebend und treiben den Autoritarismus der Demokratien weiter voran. 

Jene, die Widerstand leisten wollen, haben es schwer. Viele antifaschistische Strukturen haben sich vor 10 bis 20 Jahren aufgelöst. Strukturen, die noch oder neu aktiv sind werden vom Staat kriminalisiert, überwacht und verfolgt. Aktuelle Beispiele sind das Antifa-Ost-Verfahren und der sogenannte Budapest-Komplex, bei dem der deutsche Staat alles daran setzt, junge Antifaschist*innen aus verschiedenen Ländern für eine lange Zeit hinter Gitter zu bringen. In Frankreich wurden in den letzten Jahren antifaschistische Gruppen staatlich verboten und Antifaschist*innen unter Hausarrest gestellt.
Um all dem etwas entgegenzusetzen und Perspektiven für eine emanzipatorische Zukunft zu schaffen, sind antifaschistische Organisierungen und Zusammenschlüsse gerade jetzt wichtig.

Wir, die Aktionsgruppe Antifa Bern, haben uns als Teil der anarchistischen Gruppe Bern gegründet. Wir wollen nicht zuschauen, wie Neonazis den gesellschaftlichen Rechtsrutsch weiter vorantreiben. Uns ist bewusst, dass alleine Antifaschismus nicht ausreicht, um die gesellschaftlichen Verhältnise zu ändern. Jedoch wollen wir nicht zurück in die 90er Jahre, wo in Bern Asylcamps brannten, Anschläge auf linke Orte verübt wurden und auf offener Strasse Angriffe auf Menschen stattfanden. Wir kämpfen aus einer anarchistischen Überzeugung und sehen den Staat nicht als Verbündeten.
Im Kampf gegen Staat und Faschismus wollen wir uns vernetzen, unsere Kräfte bündeln und dort wo es nötig ist entschlossen gegen faschistische Umtriebe vorgehen.